20.04.2014

Im Societaetstheater Dresden: RUANDA-MEMORY

RUANDA-MEMORY. Eine Theaterproduktion von Cie. Freaks und Fremde



Die Geschichte um den Völkermord in Ruanda 1994 lässt uns nicht los. Sie führt uns zu führt uns zu grundsätzlichen Fragen menschlichen Zusammenlebens und Weltaneignung. Wir würden uns freuen, Sie zu einer unserer Vorstellungen zu treffen und mit uns all die Fragen zu teilen, denen wir begegnet sind. Eine Geschichte in neun Objekten. Am 25.04.2014 hatte unser Stück im Societaetstheater Dresden seine Premiere. Weitere Vorstellungen folgen:
.
26./27.04.2014, 16./17.05.2014, 14.06.2014 jeweils um 20.00 Uhr
(Karten: office@freaksundfremde.de oder im Societaetstheater: 0351 - 803 68 10)

Am 16.05.2014 wird im Anschluss der mehrfach preisgekrönte und hoffnungmachende Film SWEET DREAMS von Lisa und Rob Fruchtman gezeigt! (Zusammenarbeit mit dem MOVE IT! Filmfestival)

TEAM:
Sabine Köhler, Heiki Ikkola - Idee und Performance.
Tobias Herzz Hallbauer - Musik.
Bärbel Haage, Rita Hausmann - Mitarbeit Ausstattung.
Tanja Mette-Zimmermann - Mitarbeit Text, Dramaturgie.
Judith Hellmann - Produktionsmanagement.
Jean Sebastian Nass - Fotografie, Grafik.


Der Völkermord in Ruanda begann am 6. April 1994 und dauerte bis Mitte Juli 1994 an. Er kostete ca, 800.000 bis 1.000.000 Menschen das Leben. In 100 Tagen töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit etwa 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit sowie moderate Hutu, die sich am Völkermord nicht beteiligten oder sich aktiv dagegen einsetzten. Die Täter kamen aus den Reihen der ruandischen Armee, der Präsidentengarde, der Nationalpolizei und der Verwaltung. Zudem spielten die Milizen der Impuzamugambi sowie vor allem der Interahamwe eine besonders aktive Rolle. Weite Teile der Hutu-Zivilbevölkerung beteiligten sich am Völkermord. Der Genozid ereignete sich im Kontext eines langjährigen Konflikts zwischen der damaligen ruandischen Regierung und der Rebellenbewegung Ruandische Patriotische Front (RPF), auch lassen sich Ereignisse nur im Zusammenhang mit der Kolonialgeschichte des Landes und der Außenpolitik der Industrienationen denken. Im Verlauf und im Nachgang der Ereignisse wurden die Vereinten Nationen und Staaten wie die USA,Großbritannien und Belgien wegen ihrer Untätigkeit kritisiert. Aus welchen Gründen erfolgte keine frühzeitige humanitäre Intervention und warum wurden die vor Ort stationierten Friedenstruppen der Vereinten Nationen UNAMIR, bei Ausbruch der Gewalt nicht gestärkt, sondern verkleinert. Gegen Frankreich wurde der Vorwurf erhoben, sich durch die militärische Unterstützung der ruandischen Regierung an den Verbrechen beteiligt zu haben.

Der Völkermord in Ruanda erzeugte erhebliche regionale Probleme. Nachdem die RPF die Hutu-Machthaber vertrieben, damit den Völkermord beendet und eine neue Regierung gebildet hatte, flohen im Sommer 1994 hunderttausende Hutu in den Osten des Kongo. Unter den Flüchtlingen waren viele Täter, die anschließend zur Wiedereroberung Ruandas rüsteten. Die ruandische Armee nahm diese Aktivitäten mehrfach zum Anlass, um im westlichen Nachbarland Kongo zu intervenieren. Bis heute halten die Konflikte an.

Im April 2014 wird in Ruanda wie vor zwanzig Jahren die Regenzeit beginnen, als dort die lange erahnbare Katastrophe ausbrach. - Warum wollen wir unseren Blick wieder nach Ruanda richten, uns diese Gräuel ins Gedächtnis rufen? - Das ist schwer zu sagen. Seitdem wir von den Ereignissen gehört haben, lassen uns die Gedanken daran nicht los, verknüpfen sich mit den unausgesprochenen Abgründen unserer Großeltern aus der Zeit des Dritten Reiches. - Wir wollen daran erinnern, wie fragil unser menschliches Miteinander ist. Nach dem Holocaust schien es 1945 einhelliger Konsens: So etwas darf nie wieder geschehen. Aber das war Wunschdenken – und Ruanda ist nur ein Beispiel. Das Agieren des „Westens“ hat in diesem Geschehen eine erhebliche Rolle gespielt. Wir richten den Blick nach Ruanda und damit an all die anderen Orte, an denen Völker bewusst ausgelöscht werden sollten, ... WEIL WIR VERSTEHEN WOLLEN. Wie dünn ist das Eis? Wie schmal der Grat humanen Zusammenlebens?


Objekte als Zeugen und Geschichten-Träger

In unserem Projekt Ruanda-Memory setzt sich aus neun ausgewählten Objekten ein unvollständiges Puzzle um die Ereignisse 1994 zusammen. - Was als Memory-Spiel beginnt, verspinnt sich zu einer berührenden Geschichte von Menschen und Menschlichkeit.

Ein Radio, eine Machete, ein Faxgerät, ein Laptop, ein Identity-Card, ein Stück Wellblech, ein Fußball, ein Blauhelm und eine Flasche Primus-Bier werden zu Berichterstattern, zu Handlungsträgern und Zeugen. - Dahinter erscheinen Lebensgeschichten und Berichte, eine Geschichte aus Einzelteilen, biografischen Versatzstücken und offiziellen Verlautbarungen. Hinter den Objekten tauchen die Menschen auf, die diese Objekte produziert, manipuliert und eingesetzt haben. In dem Versuch, das "Nichtsagbare" auszudrücken, hinter die Kulissen zu sehen und Zusammenhänge zu erschließen, die zunächst einmal nicht offensichtlich erscheinen, werden Cie. Freaks und Fremde "die Dinge sprechen lassen". Viele Erzählungen von Überlebenden machen Auslassungen, in denen die Natur, die Leere und Gebäude zum Sprechen kommen. 

Auf der Soundebene wird Tobias Herzz Hallbauer eine Collage aus verschiedenen Elementen erzeugen. Er wird den Klang eines Landes reproduzieren. Der Musiker wird die Radiostation des "Hate-Radios" und seiner Protagonisten untersuchen, Musiktitel des Jahres 1994 werden zu hören sein und lassen damit auch die Frage aufkommen - was habe ich, was hast du im April 1994 getan? Der Diskurs wird zu einer Reise in das Ruanda von 1994 - nicht zuletzt zu der Frage, was eigentlich Menschlichkeit ist, und was sie so zerbrechlich macht.





Wir danken unseren Förderern:

Landeshauptstadt Dresden - Amt für Kultur und Denkmalschutz

Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

Societaetstheater Dresden